Der Muskeltest ist das zentrale Instrument der Kinesiologie. Wichtig ist: Beim testen wird nicht die Muskelkraft sondern die Muskelspannung getestet.
Der Unterschied ist, dass bei Muskelkraft nicht die isolierte Muskel - Aktivität getestet wird, sondern ganz viele weitere Faktoren eine
Rolle spielen. Die Kraft des Getesteten oder des Testers haben einen Einfluss.
Wenn ich aber ganz sanft den Druck aufbaue, kann ich die Spannung des Muskels erfahren. Diese Spannung reagiert auf Stress. Das heisst: Wirkt ein externer Stress auf das System, dann wird der Muskel die Spannung nicht halten können. Das zeigt dem Testenden wie viel Einfluss der Stress auf das System des Klienten hat.
Eines der verblüffendsten Phänomene der Kinesiologie ist aber, der JA und NEIN- Test. Da wird ein Muskel als Indikator gewählt und Fragen zu einem Thema gestellt. Je nach dem, ob der Muskel hält oder abstellt, ist die Antwort JA oder NEIN. Die Tiefe, die man in einem Gespräch so erreichen kann, ist verblüffend. Vor allem, weil der Klient gewisse Antworten neu überdenken muss und dann auf neue Erkenntnisse kommt.
Aber, warum kann man das so fragen? Die Erfahrung zeigt, es funktioniert.
In der Kinesiologie Ausbildungen lernt man JA sei positiv und NEIN negativ. Deshalb sei die Aussage NEIN mit Stress verbunden. Das war natürlich eine Antwort, mit der ich mich nicht zufrieden geben konnte. Das waren ja Definitionen, die man nicht einfach so, als allgemein gültig erklären konnte.
Als ich die Spiegelneuronen kennenlernte, ergab sich für mich ein Erklärungs-modell. Dies weisst Lücken auf. Es sind mehr Gedanken, die ich mir zu der Thematik gemacht habe. Aber wie vieles in der Wissenschaft, braucht es wahrscheinlich einfach noch eine gewisse Zeit, bis man zu gewissen Erkenntnisse gelangt.
Spiegelneuronen gibt es überall in den Hirnarealen. Sie helfen uns Dinge zu imitieren und somit zu lernen. Das Baby lernt von seiner Mutter durch Imitation. In gewissen Experimenten konnte man feststellen, dass durch diese Neuronen im Gehirn die gleichen Areale aktiviert wurden, als hätte man die Erfahrung, die man gerade sieht, selbst erlebt.
Sobald man etwas gelernt hat, bilden sich im Gehirne Zweige und um so öfters man die Erfahrung macht, um so verankerter ist es. Das heisst, wenn ich die Erfahrung mache, dass der Muskel bei JA hält und bei NEIN abstellt, dann bildet sich im Gehirn ein Muster, dass das so funktioniert. sTreffe ich jetzt auf eine Person, die noch keine Erfahrung mit Kinesiologie gemacht hat, imitiert sie meine Erfahrung unterbewusst. Dies ist noch nicht bewiesen, da das Unterbewusstsein noch sehr viele Rätsel aufweist. Das würde aber erklären, warum Leute, die mit Kinesiologie anfangen, kaum jemanden testen können, der noch nie beim Kinesiologen gewesen ist.
Die, die schon einmal bei einem Kinesiologen gewesen sind, sind aber auch für Anfänger leicht zu testen. Sobald man aber zwei, drei Jahre die Erfahrung gemacht hat, ist plötzlich jeder leicht zu testen. Das, was man unter "Übung macht den Meister" abtut, hinterfragt fast niemand.
Warum sollte mir mehr Erfahrung helfen, Leute zu testen, die es nicht kennen, wenn ich aber von Anfang an schon Leute testen kann, die die Erfahrung mit Kinesiologie gemacht haben? Natürlich stellt sich die Frage der Beeinflussung. Da kann ich nur sagen, dass dies wohl in jeder Therapie eines der grössten Probleme stellt. Meine Erfahrungen haben mich aber gelehrt, dass der Muskeltest weit über eine Beeinflussung hinaus geht.
Sehr oft wissen weder ich noch der Klient warum die Antwort in diesem Moment so lautet wie der Muskel angibt. Wenn wir dann weiterarbeiten, stellt sich plötzlich ein Hintergrund heraus auf den ich als "Beeinflusser" nie gekommen wäre.
Dieses sanfte "sich selber in Frage stellen" führt immer zu neuen und meist verblüffenden Erkenntnissen.
Comments